Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) ist zum Fisch des Jahres 2025 in Deutschland gewählt worden. Diese Wahl lenkt die Aufmerksamkeit auf einen faszinierenden, aber stark bedrohten Fisch, der einst in europäischen Gewässern weit verbreitet war. Der Europäische Aal, bekannt für seine beeindruckende Lebensweise und seinen langen Lebenszyklus, steht inzwischen durch Überfischung, Umweltverschmutzung, Klimawandel und den Bau von Flussbarrieren am Rande des Aussterbens.
Ein faszinierendes Leben zwischen Süß- und Salzwasser
Der Europäische Aal ist ein Wanderfisch, der einen außergewöhnlichen Lebenszyklus hat. Geboren wird er in der Sargassosee, einem Gebiet im westlichen Atlantik. Die jungen Aale, sogenannte Glasaale, begeben sich auf eine mehrjährige Reise über den Atlantik, bis sie die europäischen Küsten und Binnengewässer erreichen. Hier verbringen sie mehrere Jahre, bevor sie als geschlechtsreife Tiere ihre Rückwanderung zur Sargassosee antreten, um dort zu laichen und zu sterben.
Leider hat die Anzahl der Aale in Europa in den letzten Jahrzehnten dramatisch abgenommen – um bis zu 95 %. Ursachen sind vielfältig: Überfischung, Lebensraumverlust, Wasserverschmutzung und Hindernisse wie Staudämme erschweren ihre Wanderung. Mit der Wahl des Europäischen Aals zum Fisch des Jahres möchte der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) auf die dringende Notwendigkeit zum Schutz dieser Art hinweisen.
Online-Abstimmung: Wer stand zur Wahl?
Zur Wahl des Fisches des Jahres 2025 in Deutschland standen vier faszinierende Fischarten, jede mit eigenen Besonderheiten und Herausforderungen:
- Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)
Der Schlammpeitzger, auch als „Wetterfisch“ bekannt, ist ein kleiner, unscheinbarer Süßwasserfisch, der in langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit schlammigem Grund lebt. Eine seiner bemerkenswerten Eigenschaften ist seine Fähigkeit, Luft zu atmen, wenn der Sauerstoffgehalt im Wasser sinkt. Früher weit verbreitet, steht der Schlammpeitzger heute auf der Roten Liste, da viele seiner Lebensräume durch Gewässerverbauung und landwirtschaftliche Nutzung verloren gegangen sind. - Nagelrochen (Raja clavata)
Der Nagelrochen ist ein eleganter Meeresfisch, der in den Küstenregionen der Nord- und Ostsee vorkommt. Er gehört zur Familie der Rochen und fällt durch seine flache Körperform und die markanten Dornen auf seiner Haut auf. Der Nagelrochen ist jedoch durch Überfischung und den Verlust seiner Lebensräume bedroht, da er als Beifang in der Fischerei häufig verendet. - Europäischer Aal (Anguilla anguilla)
Der Europäische Aal, der letztlich die Wahl gewann, ist ein Wanderfisch mit einer faszinierenden Lebensweise. Seine dramatisch geschrumpften Bestände machen ihn zu einem Symbol für die Auswirkungen menschlicher Eingriffe in die Natur. Die Wahl zum Fisch des Jahres lenkt dringend benötigte Aufmerksamkeit auf Schutzmaßnahmen für diesen bedrohten Fisch. - Scholle (Pleuronectes platessa)
Die Scholle ist einer der bekanntesten Plattfische der Nord- und Ostsee und wird in der Fischerei wegen ihres schmackhaften Fleisches geschätzt. Ihre Fähigkeit, sich perfekt dem sandigen Meeresboden anzupassen, macht sie zu einem Meister der Tarnung. Doch auch die Scholle ist zunehmend durch Überfischung und die Zerstörung ihres Lebensraums gefährdet.
Die Wahl fiel letztlich auf den Europäischen Aal, dessen Schutzbedürftigkeit besonders hervorgehoben wurde. Die übrigen Kandidaten stehen jedoch ebenfalls für die Vielfalt und die Herausforderungen unserer aquatischen Lebensräume.
Fisch des Jahres in Österreich: Der Europäische Hausen
In Österreich wurde der Europäische Hausen (Huso huso), auch als Beluga-Stör bekannt, zum Fisch des Jahres 2025 gewählt. Der Hausen ist der größte Süßwasserfisch Europas und kann über acht Meter lang und mehrere Tonnen schwer werden. Ursprünglich war er in der Donau heimisch, ist dort jedoch aufgrund von Überfischung, Flussregulierungen und dem Verlust seiner Laichgebiete nahezu verschwunden.
Der Europäische Hausen spielt auch in der Kaviarproduktion eine bedeutende Rolle, was ihn in der Vergangenheit zu einem begehrten Fang machte. Heute wird intensiv daran gearbeitet, diese majestätische Art durch Wiederansiedlungsprojekte und Schutzmaßnahmen zu retten. Österreich setzt mit der Wahl des Hausens ein Zeichen für die Bedeutung von Artenvielfalt und den Erhalt bedrohter Tierarten in europäischen Gewässern.
Fazit
Die Wahl des Fisches des Jahres 2025 in Deutschland und Österreich hebt die kritische Situation zweier außergewöhnlicher Arten hervor. Sowohl der Europäische Aal als auch der Europäische Hausen sind beeindruckende Beispiele für die biologische Vielfalt unserer Gewässer – und Mahnrufe, diese Vielfalt zu bewahren.